Wendepunkt

„Wendepunkt“, „Kleine Sensation“, „Über den Berg“, so lauteten die Schlagzeilen der Presse, nachdem der Börsenverein des deutschen Buchhandels am 06.06.2019 die aktuellen Wirtschaftszahlen der Buchbranche vorgestellt hatte. Wachstum um 1% gegenüber dem Vorjahr, satte 300.000 Exemplare mehr, und das gerade bei den verloren geglaubten jungen Käuferschichten! Vor allem den Segmenten Kinder- und Jugendbuch, sowie dem Sachbuch ist diese Trendumkehr zu verdanken und dies zeigt an, in welcher Richtung sich der Markt entwickeln wird.

Diese ersten Zeichen der Konsolidierung sind ein Segen für den Buchmarkt, der gute Nachrichten bitter nötig hat. Gerade nach der Ankündigung der KNV-Insolvenz war die Verunsicherung eines Großteils des Buchhandels mit Händen greifbar. Die Versuche, den sterbenskranken Patienten durch symbolhafte Benefizlesungen und Loyalitätsadressen wieder auf die Beine zu helfen, offenbarten die Hilflosigkeit einer ganzen Branche. Trotz gesetzlich sanktionierter Preisbindung und reduzierter Besteuerung hatte sich der Buchmarkt, in Gestalt eines an sich lediglich dienstleistenden Zwischenbuchhändlers, eine systemrelevante Blöße gegeben. Dieser Weckruf darf nicht ohne Folgen bleiben.

Es ist eine Tatsache, dass Bestell- und Bezugswege ein Schlüssel für den Geschäftserfolg sowohl des herstellenden, als auch des verbreitenden Buchhandels sind. Wenn über 80 Prozent des Lagerbestandes einer mittleren Buchhandlung beim Zwischenbuchhändler bezogen werden, profitieren weder die Verlage, noch der stationäre Buchhandel. Das Direktgeschäft und der Wettbewerb der besten Bezugswege und Konditionen müssen wiederbelebt werden. Gerade die Preisbindung begünstigt unabhängige Wirtschaftsmodelle. Die Überwindung der Krise um KNV ermöglicht die Einleitung der notwendigen Prozesse, um dem Buchhandel mit unterschiedlichen Bezugswegen aus unnötigen und den Wettbewerb verzerrenden Abhängigkeitsverhältnissen zu befreien. Der Wendepunkt ist erreicht, und dies ist tatsächlich eine „kleine Sensation“.

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